Sonntag, 2. Februar 2014

Weiter, dem Ende zu...

Die Nacht habe ich kaum geschlafen. Kaum war es dunkel hat der Verkehr immens zugenommen, die Scheinwerfer sind durch's Zelt gestreift, die Fahrzeuge knapp an mir vorbeigeröhrt. Am Morgen genieße ich trotzdem die weitere Fahrt durch die schöne, kühle, schattige Allee aus Pinien, Eukalyptus und Akazien. Dennoch bevorzuge ich Nebenstraßen. Die Straßen verlaufen hier wie mit dem Lineal gezogen in gehörigem Abstand entweder nord-südlich oder ost-westlich. Sehr spannend! Ein bischen weniger Verkehr, ein bischen mehr Bodenwellen, aber ansonsten genauso eintönig. Na ja, es ist schon besser geworden! Ab und zu zweigt ein Weg zu einer Estanzia ab, ein Raktenversuchsgelände, eine argentinische Fleischfabrik, Genversuch-Maisfelder, Rinderweiden, Eukalyptushaine, Lehmböden ausgetrockneter Teiche...ist doch ganz schön abwechslungsreich, oder? Ein bischen wie zu Hause, aber eben viel größer - think big! Die Eukalyptusbäume sind richtig groß und alt und haben phantastische Formen. Wunderschön!

Wieder schweifen meine Gedanken zum letztjährigen Irlandaufenthalt meiner Tochter. Ich versuche zu verstehen und bedauere erneut, was sie dort erlebt hat. Werde ich in einer ähnlichen Sitaution jetzt schlauer sein?
Dann steigt mir ein angenehmer Duft in die Nase. Ich rätsle, was es wohl sein könnte. Erinnert mich irgendwie an meine Kindheit. Es dauert lange, bis ich drauf komme - nasses Stroh! Ja, hier hat's geregnet. Am Straßenrand glänzen Pfützen. Das ganze Land riecht intensiv. Ich mag das!

Während ich meine Internetpause an der Tankstelle mache, holen mich die dunklen Wolken ein und es fängt an zu regnen. Heftig. Große Tropfen. Ich muß einfach bleiben, bis es wieder aufhört. Eine Nachricht von Arun (Crewmitglied der Stahlratte): obwohl er einige Tage nach uns Ushuaia erreicht hat, ist der jetzt schon fast in Buenos Aires, von wo er am 8. nach Spanien fliegen wird. Ist halt ein rasanter Fahrer, der Arun! Einer nach dem anderen beendet jetzt die Reise und kehrt nach Hause zurück. Das Ende naht...
So, das Warten war erfolgreich. Allerdings bin ich doch schneller als die Wolken, so habe ich sie bald eingeholt. In der Ferne sehe ich schon wieder blauen Himmel, also bleibt der Regenkombi vergraben - auf den hab ich überhaupt keine Lust! Lieber werde ich naß! Zum Glück nur ein bischen, der Anzug ist halt jetzt feucht. Bis morgen wird er schon trocknen.
Als es wieder zuzieht und vor mir immer dunkler wird, beschließe ich, zu zelten. Vor und hinter uns Regen, ich bleibe da, wo es zumindest jetzt und von oben trocken ist. Meinetwegen könnt ihr blöden Wolken nachher oder heute nacht regnen, aber morgen früh habt ihr euch gefälligst verzogen!

Direkt neben der Straße ist wieder ein breiter Grasstreifen, aber ich würde lieber in der Nähe von Bäumen und etwas abseits bleiben. Tatsächlich biegen gelegentlich Erdwege ab. Nix wie rein - aber o Schreck! Der Untergrund ist purer Lehm, glitschig wie ich es bisher nur in der Ukraine erlebt habe. Schon auf dem ersten Meter neben dem Asphalt rutscht die Lisl schrecklich aus, ich kann sie gerade noch auf ein Grasfleckchen retten. Wie komme ich jetzt wieder hinauf auf den Asphalt? Ganz langsam und mit Unterstützung beider Beine eiern wir hinauf, dann ein kurzer Schwung - geschafft. Nie wieder Abwege! Also bleibt doch wieder der Grünstreifen, diesmal unter Eukalyptusbäumen. Direkt nebendran hat Gauchito Gil sein Häuschen, da kann mir ja nichts passieren.
Der Untergrund ist etwas abschüssig, so daß ich die Isomatte wieder gegen abrutschen unterfüttern muss - ein Wall aus Klamotten. Und dann muß ich nochmal ganz unter das Zelt und die Unterlage krabbeln - ein Ast sticht in den Zeltboden. Um 19 hat mich der Regen dann erreicht - mein Zelt hält mich hoffentlich trocken. Zum Abendessen gibt es Reste: eine Mischung aus Leberwurst, Tomaten und Zwiebeln auf Brot. Mmmh. Eigentlich geht's mir doch richtig gut!

http://www.gpsies.com/map.do?fileId=vuwxvtzmkfmeqoei

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