Montag, 3. Februar 2014

Wasser! Oder gestrandet?

Ein Wetterleuchten ist das! so was habe ich noch nie erlebt! Stundenlang sehe ich die Blitze zucken, mehrere pro Sekunde. Und es hört einfach nicht auf. Irgendwann schlafe ich ein. Um halb fünf ist die Gewitterfront bei mir. Bitz und Donner, aber es ist kein heftiger, lauter Donner, sondern eher ein unentwegtes dunkles Grollen. Ein paar Tropfen prasseln auf's Zelt, aber ich fürchte, es wird noch viel schlimmer kommen. Und morgen? Im schlimmsten Fall werde ich halt den ganzen Tag im Zelt sitzen und auf das Ende warten müssen. Im Vertrauen auf ein dichtes Zelt schlafe ich nochmal ein. Als ich wieder aufwache ist das Zelt ordentlich naß, ich habe davon nichts mitbekommen. Petrus hat meine Worte erhört - die schwarze Wolkenfront ist über mich hinweggezogen und treibt ihr Unwesen jetzt hinter mir. Vor mir sieht es gemischt bis gut aus.

Ich trödle vor mich hin, bis San Pedro ist es nicht so weit. Dort möchte ich Jeremias besuchen, den ich in Peru kennengelernt habe. Seine Eltern haben dort ein Grundstück und es sind nur 140 km bis Buenos Aires. Ich möchte bis Sonntag in San Pedro bleiben. Flache Tümpel auf den Feldern beherbergen Unmengen von Vögeln. Ja, sogar Flamingos gibt es hier noch! Den argentinischen Rindern scheint das Bad auch zu gefallen - scharenweise rennen sie in die Fluten. Und die Zweibeiner? Die haben heute Sonntagsausflug. An jedem See, Bach oder Pfütze stehen oder sitzen die Angler. Ob die da wirklich was fangen können, ist allerdings fraglich. Aber sie haben ihren Spaß beim Picknick.

Die Internetpause mache ich heute schon sehr bald. Anfrage an Jeremias, wie und wo ich ihn wohl finden könnte? Und ein Blick auf die Wettervorhersage für Buenos Aires! Das hätte ich wohl besser bleiben lassen...die nächsten drei Tage gibt es nur Gewitter und Regen! Als ob ich davon nicht schon genug gehabt hätte.
An den nächsten 3 Tanken möchte ich nachschauen, ob Jeremias sich gemeldet hat, aber es gibt kein Internet. In's Wasser gefallen.

San Pedro rückt näher, ja, das kann ich heute noch schaffen. Ich freu mich schon auf ein schönes Plätzchen im Garten, auch wenn es spät wird. Irgendwie werde ich Jeremias schon finden, hoffe ich. Von Pergamino sind es keine 100 km mehr! Vor mir herrscht höllische Schwärze - diesmal bin ich schlau und ziehe die Regensachen rechtzeitig an. Vorsichtshalber mache ich gleich alles dicht, also auch Tankrucksack einpacken und Lenkerstulpen montieren. Keine 100 m weiter fallen schon die ersten Tropfen, die allerdings gleich wieder aufhören. Mein Weg führt auf die Hölle zu. Eine Mautstation! Bei den letzten beiden Stationen heute habe ich gelernt, daß wir Mopedfahrer wieder mal nichts zahlen müssen und rechts vorbeifahren dürfen. Das tu ich auch hier, aber ein Polizist hält mich an. Was ist? Irgendein Problem auf der Straße. Es dauert ein bischen, bis ich verstehe. Die Straße ist überflutet, ein Leuchtschild sagt "von km 16 bis 33". Ein Angestellter meint, mit dem Moped könnte ich vielleicht durchfahren? Aber nein, wenn die Polizei die Straße sperrt, muß ich keine Experimente machen. Ich frage nach einer Alternativroute - so etwas gibt es ja hier eigentlich nicht. Die Umleitung führt über Rosario, was in einer völlig falschen Richtung liegt und über 100 km Umweg bedeutet. Aber ich muß ja nicht unbedingt heute ankommen. Ich gewöhne mich schon an den Gedanken, einen Schlafplatz zu suchen.
Zuerst sieht es so aus, als ob wir das Gewitter weiträumig umfahren können. Aber dann bricht der Regen los. Es gießt mal wieder! Die Pfützen und überfluteten Wiesen, die ich heute morgen noch lustig gefunden habe, machen mir jetzt Sorgen. Ich denke an das Hochwasser in Deutschland im letzten Jahr. Fühlt sich so ähnlich an. Ich fühle mich keineswegs besser, als ich den überfluteten Hof einer Estanzia sehe. Auf der Straße steht das Wasser, schnelleren Fahrzeugen lasse ich gerne den Vortritt. Zwei Brücken muß ich queren; kleine, asphaltierte Brücken, die eigentlich nur über einen kleinen Bach führen. Bis zur Asphaltkante steht das Wasser! Jetzt wird mir schon ziemlich mulmig.
Das Navi bietet mir ein ganzes Stück vor Rosario schon eine Abzweigung an - aber ich habe ja keine Ahnung, wie die Straße sein wird. Weiß  nichtmal, ob sie asphaltiert ist. Es blitzt! Und jetzt donnert es auch direkt neben mir. Ich bekomme Angst. Schlafplatz? Hier, wo hundert Kilometer kein Ort mehr kommt? Da taucht ein Hinweis auf eine Shellstation auf. Die werde ich aufsuchen und heute nicht mehr verlassen!!! Wenn die Lisl es bis dahin schafft! Sie fängt nämlich schon wieder an zu stottern - trotz abgedichteter und getauschter Zündspule! Ich möchte echt wissen, an welcher Krankheit sie leidet! Ich verspreche ihr einen trockenen Platz an der Station, wenn sie durchält. Auf einem Zylinder müssen wir vor der Tanke noch einen kleinen See umrunden, dann sind wir da. Es gibt überdachte Parkplätze - Klasse! Aber bei genauerem Hinsehen, erweist sich das Dach als wasserdurchlässiger Sonnenschutz. Also nochmal umparken. Ich fahre ganz frech an die Dieselzapfsäule, da parkt schon ein Auto. Und es ist überdacht.

Ich selbst trage große Pfützen in den kleinen Shop. Ich habe beschlossen, heute hier nicht mehr wegzugehen. Wie ich das mache, weiß ich noch nicht. Die ganze Nacht im Shop sitzen? Nicht schlafen? Keine Ahnung, mal schauen. In der Ferne kann ich blauen Himmel schimmern sehen, hier regnet und schüttet es abwechselnd. Immer wieder fällt der Strom an der ganzen Station aus. Internet gibt es natürlich bei diesem Wetter nicht! So erfahre ich auch nichts von Jeremias. Aufgeregt unterhalten sich Passanten und Patrouillenfahrer über "das Wasser" - scheint also auch hier nichts alltägliches zu sein. Dann gibt es mal wieder 10 min Platzregen.
Ich suche mir ein lauschiges Plätzchen unter einem Tanklastwagen, der in der offenen Werkstatt steht. Da dürfte es einigermaßen trocken sein. Im Verlaufe des Abends erfahre ich, daß alle Straßen Richtung Fluß (Rio Parana) überflutet und gesperrt sind. Also muß San Pedro wohl ausfallen; ich muß wieder zurück nach Pergamo. Ich werde mir einen anderen Weg nach Buenos Aires (vielleicht über Ushuaia?) suchen müssen und sehen, wie und wo ich dort preisgünstig die Zeit bis zum Abflug verbringen kann. Also, Hochwasserkatastrophen scheinen mich überall zu finden!

Morgen ist ein neuer Tag - und hoffentlich ist das Gewitter dann mal vorüber!


http://www.gpsies.com/map.do?fileId=vtezokehztluuegb

1 Kommentar:

  1. Hi Susi, auch wenn die letzten Tage so verregnet waren, so wünsch ich Dir erst recht noch eine (wie der Schwabe sagt) gute Zeit in Buenos Aires ! Hauptsache Dir und der Lisl ist nix passiert und Ihr landet gesund wieder auf heimatlichen Boden ..............Lg. Claudi

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