Freitag, 31. Januar 2014

Süßwasser!

Der Hitzerekord aus der Bahija California ist gebrochen! Für gestern abend in San Antonio zeigt mein Thermometer 44 Grad an! Wow!
Nur weg von diesem Campingplatz - Pavel hat wohl kaum geschlafen. Die ganze Nacht war was los: Feuerwerk, Live-Disco, Campingfußball...ich habe davon nichts mehr mitbekommen. Die einzige Tankstelle in diesem Vorort ist groß, hat viele Zapfsäulen und große Schilder "kein Benzin"! Die nächsten Tankstellen liegen 20 km nördlich, kein Problem. Oder doch? Pavel muß aus dem Kanister nachtanken. Die große Schelltankstelle am Kreisel hat kein Benzin. Diesel schon, aber das hilft uns nicht. Gegenüber ist noch eine Tankstelle mit langen Schlangen, da gibt es tatsächlich was zu saufen für die Mopeds. Aber es dauert...ein einziger Tankwart muß 8 Zapfsäulen bedienen. Das dauert! Selbsbedienung ist verboten. Trotzdem tun es manche, weil es ja gar nicht vorangeht.
Abschied nehmen - für 10 Tage. Wir und unsere Bikes fliegen ja zusammen nach Hause.

Ich biege nach Westen ab, ich muß ja die Zeit noch irgendwie totschlagen. Ist schon ein seltsames Gefühl, wenn man den Urlaub  "irgendwie" und ziellos absitzen muß. Bisher hatte ich ja immer ein Ziel - das Ende der Welt! Jetzt bin ich wieder alleine auf weiter Flur. Einsam? Nein, nicht auf dieser Straße. Es ist reger Verkehr. Und Langeweile. Meine Theorie von "kein Wind im Landesinneren" ist wohl Käse - es geht weiter wie gewohnt.

Kurz nach Mittag erreiche ich das Tal des Rio Negro. Das Gras hat tatsächlich einen etwas grüneren Schimmer bekommen und die krautigen Büsche sind etwas größer geworden. Und dann sichte ich Pappeln! Und Zitrusplantagen! Wow - Abwechslung! Eine Brücke führt über endlich mal wieder einen Fluß. Heiß ist es trotzdem. Wir fahren jetzt eine ganze Zeitlang im Flußtal entlang, es gibt sogar ab und zu eine Ortschaft. Ich sichte ein paar wenige Gemüsehändler an der Straße - ist dieser Anblick wieder eine Wohltat! Die Lisl brummt herrlich gleichmäßig und kräftig vor sich hin - vor 2 Tagen hat sie morgens noch gehustet, als sie mit niedrigen Drehzahlen den Berg hochmarschieren sollte. Wie ein Uhrwerk läuft sie! An den Benzingeruch, dessen Quelle ich nicht ausfindig machen kann, hab ich mich mittlerweile gewöhnt. Die Ladespannung macht mir leichte Sorgen, aber die Batterie scheint ausreichend geladen zu werden, auf jeden Fall springt die Lisl zur Zeit gut an.

In General Roca mache ich Pause. Wir sind jetzt schon lange genug unterwegs. Der Hintern tut weh, ich kann nicht mehr sitzen. Außerdem muß ich irgendwo noch meine chilenischen Pesos wechseln. Ich finde eine Bank - die hat geschlossen. Die Öffnungszeiten sind leider nirgends zu finden. Die Geldautomaten im Vorraum helfen mir da auch nicht weiter. Aber vielleicht der Kunde, der eben Geld abhebt? Ich frage ihn mal, ob es hier eine Wechselstube gibt. Oh, sagt er, das ist schwierig. Was ich denn wechseln möchte? Leider kennt er den Kurs für chilenische Pesos nicht, aber vielleicht habe ich ja auch US $? Er selbst kann mir wechseln. Und er bietet mir auf Anhieb einen Kurs von 12:1 an!!! Normalerweise bekommen Touristen 9:1 auf dem Schwarzmarkt. Auf offener Straße, direkt vor der Bank wechsle meine restlichen Dollar alle ein. Eine Info für Interessenten: "blue Dollar" ist der Slang für schwarzes wechseln. Der aktuelle Kurs ist im Internet zu finden. Und die meisten Tanken bevorzugen Bargeld oder nehmen Kreditkarten überhaupt nicht an. So, das war gut! Irgendwo werde ich meine CPS wohl doch noch wechseln können.

An einer klimatisierten Tankstelle verbringe ich die heißesten Nachmittagsstunden mit der üblichen Erholungs-, Nachdenk- und Internet-Pause. Mist! Das Laptop fällt herunter und das Gehäuse bricht. Das hätte jetzt nicht sein müssen! Wir haben heute eigentlich schon genügend km auf dem Buckel, aber in der Stadt bleiben will ich nicht. Und außerhalb lauert wieder das Nichts. Meine Route führt nach Norden in die Pampa! Bis Casa de Piedra sind es noch 100 km. Dort beginnt die Provinz "La Pampa" und zumindest auf der Karte ist ein See eingezeichnet, was aber nichts heißen will. Außerdem kreuzen wir dort den Rio Colorado. Das sieht nach der einzigen Chance auf Abwechslung aus.

In den frühen Abendstunden fährt es sich ganz angenehm. Der Verkehr hält sich in Grenzen und die hitze ist etwas abgeklungen. Ohne wirklich bei der Sache zu sein rollen wir dahin. Um halb acht naht der verzeichnete See. Auch ein Naturschutzgebiet soll dort sein. Polizeikontrolle. Sie wollen nichts von mir. Und dann sehe ich einen See! Wirklich! Mit Wasser! Und einen großen Staudamm. Der See ist flach und das Ufer zerfranst, so daß eine Menge kleinerer Seen oder Inseln entstanden sind. Das ist bestimmt ein Paradies für Vögel. Jetzt müßte ich nur noch eine Zeltmöglchkeit hier finden. Die Erfahrung lehrt, daß das meist nicht klappt. Während ich auf dem Damm anhalte und fotografiere überholt mich ein Lieferwagen, der auf einmal mitten auf dem Damm verschwindet. Ich sehe ihn auf der Ablaufseite ein ganzes Stück unterhalb wieder. Na, dem folge ich doch! Vermutlich ist das eine Servicestraße für die Angestellten des Stauwerks. Die Schranke ist offen und ich fahre unbehelligt an den Fuß des Staudamms. Dort sind ein paar Gebäude - ich drehe schnell um und verschwinde hinter einem Felsen. Ein fahrbarer Weg führt bis ans Ufer des Colorado und am Ende findet sich sogar ein kleiner Sandplatz für das Zelt. Das ist perfekt!!! Wer hätte das gedacht. Sind meine Erwartungen heute einmal erfüllt, nein übererfüllt worden!
Klar, daß es hier Mücken gibt. Diese kleinen bissigen Mistviecher! Es weht eine leichte kühle Brise, so werden sie nicht allzu aufdringlich. Ich kann mich sogar eine Zeit lang ans Ufer setzen und den Fluß genießen. Auf der anderen Seite kommen ein paar Pferde an die Tränke und Kormorane kann ich beim fischen beobachten. Um halb zehn ist es dunkel, eine Fledermaus schaut kurz noch vorbei. Als ich im Zelt das Licht anknipse, prasseln die Insekten nur so gegen die Zeltplane. Ätsch, ihr kommt hier nicht rein!

Wow - ist das eine herrliche Nacht! Ein lauwarmer Wind und ein Himmel voller Sterne!!!


http://www.gpsies.com/map.do?fileId=btypeaqkhjkiqshq

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