Samstag, 9. November 2013

Wie geht's der Lisl?

Ich wache mit schrecklichen Kopfschmerzen auf - ob das die Klimaanlage war? Der Wecker klingelt um 1/2 7 Uhr - hier gibt es Frühstück inklusive. Das muß ich natürlich mitnehmen. Bis zur Werkstatt schätze ich, muß ich 20-30 min laufen. Es ist eine ganze Stunde! Total naßgeschwitzt - es herrscht Sauna hier - komme ich an und sehe gerade noch, wie meine Lisl vom Parkplatz gerollt wird. Ich versuche, dem Mechaniker zu erklären, wo das Problem liegt und was ich schon alles unternommen habe. Außerdem sollen sie Öl wechseln, Batterie laden und die Vergaser synchronisieren. Außerdem meint der Mechaniker, der Öldruckschalter sei kaputt, deshalb würde die Lisl so ölen. Gemeinsam schauen wir den Ersatzteilkatalog an. Ich brauche unbedingt Zündkabel - die sind nicht vorrätig. Der Öldruckschalter ist nicht vorrätig. Sie haben eine super eingerichtete Werkstatt, aber Vergaser synchronisieren? Nein, dazu haben Sie keine Geräte! Ich glaub's ja nicht! So einen tollen Showroom und so ein miserabel ausgestatteter Service?! Warten wir mal ab, ob sie den Fehler an der Lisl finden. Als der Auftrag geschrieben ist, gehen wir gemeinsam zur Lisl. Der Mechaniker versucht zu starten - die Lisl springt auf Anhieb an! Wie soll man da zuverlässig den Fehler finden??? Vor der weiteren Tour habe ich jetzt schon gewaltigen Respekt!
Ich soll um 4 Uhr wieder kommen, dann wissen wir mehr. Die Zeit wird knapp, obwohl das Schiff erst am 15. geht. Einen Tag vorher soll verladen werden, also am Donnerstag. Am Samstag / Sonntag ist natürlich geschlossen - und am Montag ist Feiertag! Na Klasse, das haben wir wieder mal gut hinbekommen.

Zurück nehme ich ein Taxi. Zielstrebig fährt der Mann auf die Südumgehung entlang der Küste, obwohl ich ihm sage, mein Hotel ist einfach die Straße zurück, einige Kilometer. Er schaut ratlos auf die Visitenkarte des Hotels und irrt lange in den Gassen in der Näher umher. Schließlich ruft er im Hotel an und läßt sich den Weg erklären...diesmal kostet es nur 3 $.

Als nächstes muß ich mich um ein passables Hotel kümmern. Das Internet und Skype bieten da einige Möglichkeiten. Aber den güstigen Preis von 20 $ bestätigt mir keiner, der gilt pro Person für ein Doppelzimmer. Alleine kostet es die ganzen 40 $. Geh ich eben gleich in's Panamahouse - dort ist am Donnerstag früh sowieso Sammelpunkt. Mir war es mit 38,5 $$ zu teuer, aber  hier in der Stadt bekomme ich einfach nichts Billigeres. Ich schicke noch eine Buchungsanfrage los und dann mache ich mich selbst auf den Weg. Vor dem Hotel bieten Fahrer ihre Dienste an - sie tragen ein T-shirt mit dem Aufdruck "Touristen-Hotel-Taxi". Mit dem Preis für die Tour wollen sie nicht rausrücken - und plötzlich gibt es "direkt hier" jede Menge 30 $ Hotels. Ich erkläre, daß ich jetzt schon im Panamahouse gebucht habe und 10 $ für die Fahrt sind mir zu teuer - alle verlieren das Interesse an mir. Die Rezeption soll mir ein gelbes Taxi bestelen. Aber die behaupten, keines würde kommen. Also stelle ich mich an die Straße und winke selbst. Irgendwann bekomme ich natürlich eines - für 3 $. Der Fahrer ist nett, kennt sich aber auch nicht wirklich aus. Zusammen mit meiner Handy-Navigation und seinen guten Augen finden wir das kleine versteckte Hostel. Man kann es wirklich leicht übersehen. Der Fahrer möchte gerne meinen Blog lesen (!), also bekommt er meine Karte. Das Hostel ist echt gemütlich, Zugang zur Küche und zu Waschmaschinen. Morgen muß ich in einen Schlafsaal umziehen, aber übermorgen kann ich wieder ein eigenes Zimmer haben. Es gibt mehrere Aufenthaltsräume und Terassen sowie einen kleinen Garten. WIFI natürlich auch. Das Zimmer ist winzig, hat aber sogar Klimaanlage.

Mein Navi ist voller Wasserdampf - es verdaut noch heftig die Duschen von gestern.Darum hat es wohl auch die heutigen Routen nicht ordentlich gespeichert.
Nachdem ich eingerichtet bin, breche ich auf und möchte ein bischen "shoppen". Angeblich ist die Einkaufsstraße hier um die Ecke. Eigentlich ist es eine große mehrspurige Straße mit furchtbar vielen Baustellen, durch die man auch als Fußgänger kaum durchkommt. Aber ich entwickle so langsam einen Blick und entdecke tatsächlich die verschiedensten Läden. Ein Ladekabel für mein Handy habe ich nicht gefunden, dafür aber ein paar Motorradhandschuhe. Ich hatte gestern die abgeschnittenen Radler-Handschuhe an und die sind bei der ganzen Hau-Ruck-Aktion irgendwo auf der Strecke geblieben. Ich habe mich an die ""Freiheit der Finger" gewöhnt. So verbummle ich fast die Uhrzeit - um 4 Uhr sollte ich beim BMW-Händler sein. eine viertel Stunde späer bin ich dort - die Lisl ist gerade fertig für die Propbefahrt. Sie brummt zufrieden und gleichmäßig vor sich hin. So lange der Chefmachaniker unterwegs ist knüpfe ich Kontakt mit einem englischsprechenden Mopedfahrer - der übersetzt für den Mechaniker. Dann verabschiedet er sich und der Nächste taucht auf - ein Österreicher (Martin), der hier lebt und seine einheimische Frau. Nette Unterhaltung. Und ich erfahre, daß es seit ganz kurzer Zeit eine "richtige" Fähre geben soll. Der Käptn ist der Österreicher Fritz. Das Schiff legt schon am Montag ab und ist etwas billiger als die anderen Schiffe. Aber ich habe jetzt schon gebucht, da bleibt's dabei. Martin hilft beim Übersetzten, was jetzt mit der Lisl geschehen ist. Sie haben Öl und Filter gewechselt, die Batterie geladen und sogar den Öldruckschalter gewechselt. An der Elektrik haben sie nichts gefunden! Obwohl sie die Lisl auch mit Hochdruck angespritzt haben. Die Zündkerzen haben sie nochmal gewechselt. Alles zusammen für 200 $.
Ich habe ein ungutes Gefühl. Wann wird mich meine Lisl das nächste Mal im Stich lassen? Aber wenn auch den Mechanikern nichts mehr einfällt, dann gibt es wohl nichts weiter zu tun; höchstens vielleicht ein Gebet an den Schutzpatron der Fahrer richten. Ich habe nicht damit gerechnet, daß die Lisl fertig ist, daher habe ich keine passenden Schuhe an. Später ist geschlossen. Kein Problem, dann hole ich sie morgen früh ab. Taxi zum Hotel für 3 $.

Amanda hat sich gemeldet, wir haben uns zum Abendessen verabredet. Per SMS bekomme ich deren Hoteladresse. Kurz im Hostel geduscht - es ist sehr schwül. Und für wieder 3 $ zu den Holländern. Die Herren finden ein nettes Restaurant und so verbringen wir einen sehr netten Abend zusammen. Erlebnisse und Routen werden ausgetauscht. Es ist gemütlich, ich genieße es! Vielleicht fahren wir am Sonntag gemeinsam zum Kanal. Als ich an meinem Hostel ankomme, gießt es grad mal wieder, aber nur für ein paar Minuten - wie ein Aufguß in der Sauna. Der Schweiß läuft in Strömen.


Freitag, 8. November 2013

Der Gau

Im Zimmer hat es von winzigen Ameisen gewimmelt, jetzt bin ich ganz zerbissen. Guten Mutes sattle ich die Lisl, aber die mag heut nicht. Ob sie was ahnt? Sie läßt sich bestimmt 10 min lang bitten.
Bis zur Grenze ist es nicht weit, nach ca. 1/2 h sind wir dort. Die LKWs stauen sich zweispurig bestimmt 10 km zurück! Stolz fahren wir vorbei, auch bei Gegenverkehr. Am Kopf der Schlange ist eine Ortschaft - von Grenze nichts zu erkennen. Ein Posizist schickt mich weiter - noch 2 km. Auch dort ist eine Ortschaft - voller Leben und Gewimmel. Der Verkehr geht kreuz und quer. Man muß schon genau hinschauen und mehrfach fragen, bis man die richtigen Büros findet. Es gibt zum Glück keine aufdringlichen Helfer oder Geldwechsler. Ausreise aus Costa Rica - kein Problem. Auf der panamaischen Seite sind die Büros nicht zu sehen, sie sind mit LKWs total zugestellt. Kaum daß man zu Fuß dazwischen durchkommt - so parke ich die Lisl eben dicht hinter einem Geländewagen und neben einem LKW. Die Einwanderungsbehörde schickt mich erst zum Zoll - die sehen meine Papiere seltsam an. Sie schicken mich wieder zur Einwanderungsbehörde. Ein anderer Beamter. Er will wissen, wann ich Panama wieder verlasse und mein Rückflugticket nach Deutschland sehen. Zum ersten Mal! Ich hab wenigstens eines. Und das soll nun überprüft werden - stell ich mir schwierig vor. Ist es auch. Ein zweiter Beamter telefoniert hin und her - in der Zwischenzeit erzähle ich dem Beamten, daß ich ja anschließend eine Einfuhrbestätigung für mein Motorrad brauche. Ach so, ich bin mit dem Motorrad da? Das ist was anderes - keine Flugprüfung! Die Beamten sind erleichtert. ABer zuallererst brauche ich eine Versicherung für die Lisl. Dann bekomme ich meinen Einreisestempel in den Pass und dann kann ich die Lisl einführen. Man-o-mann... Das Versicherungsbüro verkauft heute keine Versicherungen, der Drucker ist kaputt. Aber auf der anderen Seite, in Panama, da gibt es noch ein Büro. Dort bekomme ich was ich brauche für 15 $. Alles läuft jetzt wie am Schnürchen. Als ich am Zoll auf meine Papiere warte, spricht mich von hinten ein junger Mann (Blake, 27, wie ich später erfahren werde)  auf englisch an - ob der Prozess hier beginnt? Ich schildere ihm kurz den Ablauf, und weg ist er. Geld wechseln? Hier läuft Dir keiner hinterher. Du mußt sie finden - aber es gibt sie. Der Kurs ist soweit ok.

Fertig. Lisl starten. List will nicht mehr! Überhaupt nicht mehr! Und das vor tausenden von Zuschauern. Das hat mir grade noch gefehlt! Weiter vorn stehen 3 Mopeds, eines davon gehört Blake, die anderen beiden BMWs werden von Holländern gefahren. Ich schiebe die Lisl zu ihren Kameraden, aber das hilft nichts. Ich muß abpacken, Tank runter, Zündkabel wechseln. Die Kerzen anschauen, professionell den Elektrodenabstand korrigieren, in die Vergaser schauen. Von der Stirne heiß, rinnt der Schweiß...ich bin klatschnaß geschwitzt. Test? Auf den ersten Drücker! Wow! Alle bewundern meine Professionalität. Ich bin nur froh, daß die Lisl grade läuft. Bloß nicht mehr abstellen. Es war eh reines Glück, daß sie angesprungen ist. Die Holländer sind mit Sozia da, wir reden kurz, sie bekommen meine Karte und wir verabreden uns für einen Abend in Santiago (nächste größere Stadt). Dann fahre ich los.

In einer Fernfahrer-Raststätte mache ich Mittagspause. An der Suppe verbrenne ich mir ordentlich den Mund!! Kaum bin ich wieder "on the road", schon fängt es wieder an zu regnen, das heißt, das Wetter ist sich nicht sicher, ob es regnen soll oder nicht. Es ist so ein bischen Nieselregen...heute entscheide ich mich für den Regenkombi. Und wenn ich darin verkoche! Während ich in die Montur schlüpfe rauschen die Holländer vorbei.
Ein paar km weiter steht Blake mit seiner Honda auf der Standspur. Ich halte an und frage, ob ich helfen kann. Er hat ein Elektrikproblem (kenne ich das nicht?). Während er bastelt, stehe ich eingepackt daneben und wir unterhalten uns ein wenig. Wirklich helfen kann ich nicht, nur Daumen drücken. Ja, sie läuft! Während er zusammenpackt, fahre ich weiter. Die Holländer haben sich anscheinend nicht gekümmert.

Die Wolken haben sich zusammengerottet, jetzt ist rings um mich wider schwarzgrau und es gießt. Im Wetterbericht haben sie am Nachmittag Gewitter vorhergesagt - hier sind nur Gewitter, alle zusammen. Und sie hören nicht mehr auf. Es schüttet. Ich dachte, irgendwann ist es vorbei - denkste! Ein Zylinder setzt aus. Das kenne ich schon - hoffentlich kommen wir auf dem anderen Zylinder bis Santiago. Von dort aus kann ich weiter überlegen. Es kann nicht mehr weit sein und die Straße ist relativ eben. Denkste. Jetzt kommen Kurven und Berge. Und da setzt der andere Zylinder aus. Die Lisl ist tot. Sie rollt noch, also versuche ich nochmal, die anspringen zu lassen. Keine Chance! Wir sind im Urwald, keine Unterstellmöglichkeit, weit und breit keine Menschenseele und es kübelt. Ich stelle die Lisl auf der Standspur ab und stelle mich dahinter - Helm und Kombi halten mich halbwegs trocken. Ich warte. Worauf? Keine Ahnung. Vielleicht darauf, daß der Regen aufhört? Oder auf irgendeine Eingebung. In den Wolken ist nirgends auch nur eine kleine Lücke erkennbar. Also versuche ich einfach mal, ein Auto anzuhalten. Vielleicht fällt ja jemand anders etwas ein? Bereits das zweite Auto - ein kleiner Nissan Pickup - hält an. Lange Rede, kurzer Sinn, für 80, nein 90, also gut 85 $ fährt er mich bis nach Santiago. Ganz schön happig. Aber wie kommt die Lisl auf den Pickup??? Da kommt Blake angerollt - welch eine Fügung. Und der spricht doch tatsächlich perfekt spanisch! Ich habe die Adresse vom BMW-Händler in Panama-Stadt gestern abend zufällig noch aufgeschrieben. Ich werde gefragt, ob ich wüßte, wo ich hin will. Klasse - ich zeige die Adresse. Aber Panama ist noch weit! Vielleicht morgen früh? Wo die Lisl doch schon aufgeladen ist? Nein, morgen um 7 Uhr muß er in der Arbeit sein. Er fährt mich noch heute hin - gegen 8 Uhr abends schätzt er, sind wir da. Aber bis Panama kostet es 400 $. Blake kommt das teuer vor, aber was will ich machen??? Auf 350 handeln wir runter. Und dann streikt auch Blakes Moped wieder. Nur paßt es nicht auch noch auf die Fuhre. Der Fahrer will schnell weiter, seine Frau sitzt im Auto, es regnet und er hat noch einen weiten Weg. Blake, sei mir nicht böse - ich fahre weiter. Ich hoffe, Du kommst zurecht!

Die Frau wird zu Hause gegen ein Handtuch eingetauscht. Der Heilige Minarosso oder so ähnlich bekommt einen Kuß und ein Gebet - er ist der Schutzpatron der Autofahrer. Ich denke, das ist auch bitter nötig. Mein Fahrer vertraut auf seinen Patron, ich vertraue auf meinen Fahrer. Es bleibt mir sowieso nichts anderes übrig! Die Windschutzscheibe ist gerissen, die Scheibenwischer funktionieren, d.h. sie bewegen sich auf der vorgesehenen Bahn, aber wischen tun sie nicht. Der Tacho zeigt nichts an, immerhin funktionieren Drehzahlmesser und Tankuhr. Der Auspuff hat auch schon bessere Zeiten gesehen, das Auto dröhnt fürchterlich. Damit man es nicht hört, wird das Radio einfach doppelt so laut aufgedreht. Meist rauscht es jedoch nur. Der Motor hat wohl auch schon einen Wasserschaden, so lange es so schrecklich viel regnet, läuft auch er nur auf 3 Zylindern. Irgendwann ist mal eine kurze Regenpause - da läuft er doch tatsächlich auf allen Zylindern. Und dann ist es dunkel. Richtig dunkel! Falls es Sterne oder Mond geben sollte, die sind über den Wolken. Licht? Was ist das?  Die Dinger vorn am Auto scheinen eher Positionsleuchten als Scheinwerfer zu sein. Ich sehe nichts. Wir fallen in jedes Schlagloch. Ich habe Vertrauen in meinen Fahrer - und der in seinen Patron!

Ich versuche, meine Ankunft beim BMW-Händler anzukündigen, denn die Lisl muß ja über Nacht dort stehen. Und der Laden hat sicher geschlossen, bis wir ankommen. Über mein deutsches Handy rufe ich also jetzt in Panama an und versuche, jemand englischsprechendes zu bekommen. Es dauert. Ich bin mir nicht sicher, ob wir nach dem 20-minütigen Gespräch auf beiden Seiten das Gleiche verstanden haben. Das dürfte mich allein schon 60 € gekostet haben. Aber wir fahren jetzt dort hin und die Lisl wird dort abgestellt. Morgen sehen wir weiter.
Das Navi hatte auch wieder einen Wassereinbruch und setzt aus. Wir haben alle ein Wassertrauma!
Eine kleine Episode: bei einem kurzen Essens-Stop bleibe ich am Auto und werde angesprochen. Als der Mann versteht, daß ich Deutsche bin, glänzt er mit seinem Wissen "tierra del Angela Merkel"!

Bis Santiago sind wir dann doch noch etwa eine Stunde gefahren! Und bis Panama sind es Luftlinie von hier nochmal 150 km, also alles in allem kommen da bestimmt 350 km zusammen! Es ist eine lange (über 5 Stunden) und schweigsame Fahrt. Von Panama sehe ich nichts - meine Scheibe ist schwarz getönt. Wir fahren über den Kanal und dann die Strandpromenade entlang. Mein Fahrer kennt sich sichtlich aus. Das ist ja eine topmoderne Großstadt!?! Lauter Wolkenkratzer, teure Hotels, Banken und Audi und andere Nobelmarken. Eine andere Welt! Nach zweimaligen Nachfragen haben wir die BMW-Niederlassung gegen 9 Uhbr abends gefunden. Mein Chauffeur beeilt sich, nach Hause zu kommen. Ein Nachwächter wird die ganze Nacht vor dem Geschäft sitzen und die Lisl bewachen. Er hilft auch beim Abladen. Dann rufe ich mir ein Taxi - er soll mich zu einem billigen Hotel bringen. Was ist "billig"? 20-30 $ - nein, so was gibt es hier nicht. Letztendlich lande ich in einem Businesshotel für 82 $! Lisl, Du bist heute sehr teuer!
Aber - heute bin ich nicht verzweifelt, ich vertraue auf die Kompetenz einer BMW-Werkstatt!

http://www.gpsies.com/map.do?fileId=grdiljdqyvsntymg

Donnerstag, 7. November 2013

Der Tag war zuuu lang...

Bereits um halb fünf Uhr vor Sonnenaufgang werde ich mit kalten Füßen wach. Es ist frisch geworden. Aber ich bin nicht die Einzige: über mir in den Bäumen machen die Vögel schon ordentlich Krach. Von der Brüllinsel grunzt es auch schon herüber. Die Hähne krähen und der erste Schwung Mopeds knattert durch den Ort. Eine Stunde halte ich noch aus, dann stehe ich auf. Die Isomatte hat immer noch ein Loch.
Regen und Gewitter sind an uns vorübergezogen, trotzdem mag die Lisl heute morgen nicht. Sie läßt sich sehr lange bitten! Bis zu Toms Bäckerei sind es nur wenige hundert Meter, dort fängt sie an aufzudrehen und jedem Menge Öl zu verbrennen - wo das überhaupt herkommt? Es sind schon Gäste da, also stelle ich die Lisl ab und gehe rein. Die Österreicher trinken zwar einen Kaffee, aber eigentlich ist noch geschlossen. Tom ist in der Backstube fleißig. Ich schaue eine Weile zu, wir unterhalten uns kurz, ich trinke noch einen leckeren Ananassaft und dann mache ich mich auf die Socken. Ich muß wieder etwas aufholen. Eigentlich wollte ich weiter um den Arenalsee herumfahren und dann über San Jose nach Süden. Tom rät mir davon ab, denn in San Jose wäre unendlich viel Stau, eine Autobahn (wie die Karte vermuten läßt) gibt es nicht und es sind aktuell 2 Hauptverkehrsbrücken gesperrt. Wie das aussieht kann ich mir mittlerweile gut vorstellen. Also folge ich Toms Empfehlung, fahre zurück nach Canas und nehme dann die Küstenstraße nach Süden.

Die Strecke nach Canas zurück ist genauso schön, wie gestern in die andere Richtung - ist einfach eine herrliche Strecke durch die Berge - mit Seeblick! Zurück auf der Panamericana geht es noch bis ca. 10 Uhr recht entspannt zu und ich genieße den Morgen. Dann beginnt wieder das "Rußwolken-Hopping" - so lange an der Schlange vorbeihüpfen, bis wir den vordersten Stinker überholt haben. Um kurz darau hinter dem Nächsten zu hängen! Wenn Du vorne bist, bist Du hinten....Du bist niemals vorn! Ab Orotina wird es plötzlich wieder schön - die ganzen LKW biegen Richtung San Jose ab, wir halten uns rechts an der Küste entlang. An der Mautstation knöpfen sie uns satte 9 $ ab - dabei war das noch nicht mal eine 4-spurige Autobahn. Zugegeben, der Belag ist gut.
Aber jetzt dürfen wir wieder mit maximal erlaubten 80 km/h dahinrollen und die Welt um uns herum genießen. Die Küstenstraße erinnert mich ziemlich an den Hwy 101 in Nordamerika. Der Wald geht bis zur Steilküste, einen Blick auf das Meer kann man nur selten erhaschen. Nur stehen hier andere Bäume und die Temperaturen liegen 20 Grad höher. Im Vergleich zu den anderen mittelamerikanischen Transitländern wirkt Costa Rica aufgeräumt und sauber. Es gibt jede Menge gut aussehender Restaurants und Hotels entlang dieser Straße - auch englischsprachig. Sie scheinen viel für den Torismus zu tun. 3/4 des Landes besteht aus Nationalparks, überall stehen die Hinweisschilder. Ich spare mir allerdings eine Wanderung in einem dieser Parks. Es würde sich sicher lohnen, dieses Land einmal speziell zu erkunden - heute ist keine Zeit. Auch ohne Nationalpark sehe ich heute zum ersten Mal Krokodile in freier Wildbahn. Sie liegen auf einer Sandbank im schmutzig brauen Fluß unter einer der schrecklich vielen Brücken.
Zu Land und Leuten kann ich leider nicht viel Auskunft geben, ich komme mir vor, als ob ich die A9 von München nach Berlin düsen würde um dann zu behaupten, ich kenne Deutschland! Ich kann nur aufnehmen, war ich neben der Straße so alles wahrnehme. Auf jeden Fall scheint sich das Leben hier nicht so sehr auf der Straße abzuspielen. Die Menschen sehen europäisch aus, die Häuser sind adrett und gepflegt, oft haben sie ein hübsches Gärtchen. Es gibt sogar die rasenmähenden Eigenheimbesitzer!

Schon früh mache ich heute eine Mittagspause. In einem hübschen Restaurant direkt am Strand. Ich sitze in einem kühlen Raum unterm Ventilator, nette Musik, die rauschende Brandung vor mir, ein paar braungebrannte gutaussehende Surfer am Tisch neben mir, ein feines Essen auf dem Teller und einen riesigen Früchtedrink in der Hand. Geht's mir gut!!

Gut daß ich nicht wußte, daß der Nachmittag ganz anders verläuft! Gegen zwei Uhr nachmittags brauen sich schwarze Wolken über den Bergen zusammen. Ich hoffe doch nicht, daß es hier unten, direkt an der Küste regenet??? Hinter der nächsten Kurve scheint wieder die Sonne. Aber dieses Glück hält leider nicht lange vor - es ist wie Aprilwetter, ein ständiger Wechsel zwischen Regen und Sonne. Beim ersten Guß versuche ich noch, mich vor einem kleinen Laden unterzustellen. Sofort eilt von der anderen Straßenseite ein "Aufpasser" herbei, den ich aber nicht brauche. Irgendwann kapiert er das und trollt sich wieder. Jetzt zücke ich den Foto, um den Regen aufzunehmen. Der Aufpasser brüllt und tobt vor Wut - er will nicht fotografiert werden. Ha, das kann ich mir denken, Du Schlawiner! Er wirft sogar mit Steinen nach mir, zum Glück eher als Drohung, denn treffen tun sie nicht. Als es nachläßt fahren wir weiter. Bei naßer Straße ist es auch nicht schön, hinter irgendeinem anderen Fahrzeug herzufahren, die Gischt vernebelt die Sicht. Die zweite Dusche erwischt uns auf freier Strecke - ruck zuck bin ich bis auf die Haut naß. Ich habe beschlossen, keinen Regenkombi anzuziehen - ich hoffe, daß es gleich wieder aufhört und ich möchte nicht gegart werden. Also bin ich halt mit der Lisl solidarisch. Bei diesen Temperaturen trocknet ja auch alles ganz schnell wieder. Leider ist der nächste Guß schneller als die Trocknung - und viel heftiger. Aber jetzt ist auch schon alles egal. Ich wollte eigentlich nach Golfito rausfahren, da soll ein Campingplatz sein. Und das Meer. Aber die Lisl und ich haben jetzt echt ein Regentrauma - obwohl die Straße schon wieder trocken ist, fängt die Lisl an, auszusetzen. Sie läuft wieder mal nur auf 1 1/2 Zylindern - da mache ich jetzt keine Sperenzchen mehr. So bald wie möglich nach Panama und zum BMW-Händler! In der nächsten Ortschaft wird ein Hotel genommen!

Polizeikontrolle. Sie winken mich durch - ach ne, doch nicht. Wir scheinen interessant zu sein, sie wollen ein Schwätzchen halten. Auf die Frage "woher - wohin" antworte ich mit: "ich suche ein günstiges Hotel hier in der Nähe". Keine Papiere werden kontrolliert, ich bekomme einen Hinweis auf ein günstiges Hotel in Rio Claro, noch ca. 10 Fahrminuten. Es ist schon nach 16 Uhr, und mittlerweile weiß ich ja, wie schnell es jetzt dunkel wird!

Das Hotel sieht von außen fast schon vornehm aus. Aber zu "meinem" Preis (17 $) gibt es nur ein Zimmer im Hinterhof mit Ventilator und kaltem Wasser. Übrigens - die Schlösser gehen hier falschrum auf - muß man auch erst lernen. Hoteleingang und Foyer werden soeben mit Weihnachtsschmuck versehen!!! Also das paßt ja jetzt grade überhaupt nicht in mein Bild! Ist das nicht ein wenig früh? Außerdem empfinde ich hier keinerlei Weihnachtsstimmung. Und der Christbaum ist in rosa!

Als ich Lisls Wasserproblem erklärt habe, darf sie in den Geschäftsschuppen, unters Dach. Ich versuche, das nicht so gelungene Zündkabel nochmal etwas besser "Benzinkocher"-zu-löten und etwas aufzuweiten, damit es besser hält. Das Ergebnis wird sich morgen zeigen - Daumen drücken - schlaf gut, Lisl. Ich selbst hole mir im Supermarkt nebenan noch eine kleine Verpflegung.

Noch ein paar Worte zum Reisen...
Irgendwie ist tief in mir verwurzelt, daß alles anders wird, wenn man eine Grenze überschreitet. Obwohl die Vernunft es ja besser weiß, lasse ich mir an jeder Grenze erneut beweisen, daß nichts anders wird. Die Landschaft ändert sich nicht schlagartig! Die Menschen? Auch nicht unbedingt. Eher allmählich merkt man es erst, wenn die Menschen anderer Abstammung sind. Außer an der USA-Mexiko-Grenze. Da ist wirklich schlagartig alles anders geworden: die Menschen, die Sprache, die Kultur, die Gebäude, der Verkehr - ja, ich denke, sogar die Landschaft!

Und noch etwas fällt mir auf. Bei der Vorbereitung auf diese Reise habe ich von so vielen Gleichgesinnten gelesen, die die Panamericana gefahren sind, noch fahren wollen oder gerade unterwegs sind. Ich dachte, da bilden sich sicher immer mal wieder Reisegrüppchen; so wie ich das von Europa kenne, daß man sich immer wieder an bestimmten Punkten trifft. Aber jetzt sind mir seit Kanada keine Gleichgesinnten mehr über den Weg gelaufen! Das ist schon ungewohnt. Nicht daß mir etwas fehlen würde, nein; aber irgendwie hatte ich mir das anders vorgestellt. Eine kleine Wahrscheinlichkeitsrechnung hilft mir: die "vielen", von denen ich gelesen habe, sind maximal 50. Davon sind aktuell vielleicht mal 20 unterwegs. In zwei Richtungen. Die Nord-Süd-Fahrer werden immer einen Abstand zu mir haben, die Süd-Nordfahrer könnte man treffen. Aber 10 Reisende auf 20 Tkm und dann auf der gleichen Strecke??? Ok, verstanden! Na ja, demnächst werde ich auf jeden Fall einige treffen - auf der Stahlratte müssen wir gemeinsam die Karibik durchqueren.

http://www.gpsies.com/map.do?fileId=ffajkymgjmcsapor

Mittwoch, 6. November 2013

Costa Rica

Ich bin gut vorangekommen und liege sehr gut in der Zeit. Also kann ich mir einen kleinen Umweg leisten. Zu Toms Pan in Nuevo Arenal. Die Straße ist auf meiner Karte nicht verzeichnet, sieht aber bei Google schön kurvenreich aus. Auf der Handy-App ist es eine Hauptstraße. Das letzte Stück ist wieder eine Kategorie-3-Straße. An der Abzweigung haben sie wohl die Straßennummern vertauscht, oder es gibt eine seltsame Verkehrsführung. Zur Sicherheit frage ich die dort postierten Polizisten - sie bestätigen die Beschilderung. Als aber nach 1 km geradeaus keinerlei Richtungsänderung nach links stattfindet, fahre ich zurück. Hier ist die Straße richtig ausgeschildert! Auf die C4 nach Südosten will ich.

Es geht ca. 30 km auf einer schmalen Asphaltstraße durch Wald und Orangenplantagen. Immer wieder kommt eine Brücke über einen kleinen Fluß - viel Wasser gibt es hier. In Santa cecilia ist plötzlich Schluß mit Asphalt. Vielleicht ja nur im Ort? Aber der Belag auf der angeblichen Hauptstraße wird nicht besser - ein Erdweg mit grober Oberfläche und großen Steinen. Dazwischen natürlich Schlaglöcher. Mehr als 30 km/h können wir nicht fahren. Ab und zu sind noch nasse Flecken oder Pfützen auf dem Weg - vor uns braut sich was zusammen. Und dann fallen die ersten Tropfen. Jeden einzelnen Kilometer haben wir als Erfolg verbucht und es liegen noch über 100 km vor uns. Nein, das müssen sich 2 alte Ladies wie die Lisl und ich nicht mehr antun - wir drehen um. Wenn uns schon einen Dusche nicht erspart bleibt, dann bitte wenigstens auf ordentlicher Straße! Immerhin, es war ein schöner 2-stündiger Ausflug abseits der Hauptstraße!

Erstaunlicherweise ist auch auf der Hauptstraße CA-1 kaum LKW-Verkehr - zumindest noch nicht hier in Grenznähe und nicht so früh am Morgen. Die Lisl rollt zwischen fetten Weiden entlang und gelegentlich erwischt meine Nase sogar einen Hauch von Grasduft! Licht und Schatten wechseln sich ab, es weht eine leichte, angenehme Brise. So feine Natur habe ich schon lange nicht mehr gerochen! In Liberia ist es höchste Zeit zum Tanken - selbstverständlich (!) mit Kreditkarte. Der Tankwart erklärt mir, daß von Canas aus nochmal eine Straße nach Nuevo Arenal abzweigt und die soll asphaltiert sein. So machen wir's.

Tatsächlich, eine wunderbare Straße führt durch die fast alpenländisch anmutende Landschaft, bis der Arenalsee vor uns liegt. Wir fahren jetzt im Bogen um ihn herum. Jede Menge Hotels, Herbergen, Restaurants usw. liegen an der Straße oder sind ausgeschildert. Es mutet an wie ein costaricanisches St.Moritz. Nuevo Arenal. Tom Bäckerei ist einfach zu finden. Ich genehmige mir Leberkäs mit Spiegelei und eine Brezen. Irgendwann taucht auch Tom auf und meint, er hätte schon auf mich gewartet? Ich wurde von Wohnmobilfahrern angekündigt, die ich aber nicht kenne. Bin ich schon so berühmt? Oder gibt es noch so eine verrückte Alte? Sei's drum...Tom hat enig Zeit, es ist viel Betrieb. Aber ein paar Worte zwischendrin wechseln wir schon, seine Frau ist aus der Nähe von meinem Geburtsort, Tom ist aus dem Allgäu. Wir können schwäbeln!!! Ein paar hundert Meter weiter könne man schön am See wild zelten - und es gibt sogar einen überdachten Platz für Regen-Traumatisierte! Es handelt sich um ein nicht mehr betriebenes Restaurantgelände. Das mache ich!! Es ist erst heller Nachmittag und ich bin heute eigentlich nicht weit gefahren. Aber hier ist es schön, und da gönne ich mir einfach mal die Pause. Wieder zelten!!!

Der besagte überdachte Betonplatz ist vorbelegt, aber direkt neben dem Haupthaus ist ein schöner Grasplatz. Die Lisl kann hinterm Haus auf Beton und unterm Dach stehen. Als erstes werde ich mich nun um die Isomatte kümmern, schließlich gibt es hier einen schönen See zum Luftlöcher suchen. Im Südosten zieht es zu, schwarze Wolken sammeln sich und drohen uns. Der Dachplatz ist mittlerweile frei geworden, da werde ich doch schnell mal noch umziehen. Sozusagen Urwaldcamping für Weicheier. Ein Stück entfernt ist eine Insel. Gegen die Sonne kann ich nicht viel erkennen, aber aus der Ecke dröhnen seltsam brüllende Geräusche herüber. Ob es hier auch ein Ungeheuer von "Loch Arenal" gibt? Es sind vermutlich (große) Affen, die dort leben.

Dann Löcher in der Isomatte suchen - 3 Stück sind es, alle an der Naht! Also was Reiseausrüstung angeht, gibt es doch noch viel Verbesserungspotenzial! Ich hoffe, daß ich jetzt alle Löcher gefunden habe, befürchte aber, daß dies wieder eine unendliche Geschichte wird - und ich habe recht. Die erste Kontrolle zeigt 3 weitere Löcher... Und mein Navi hat anscheinend die Routen von gestern und heute nicht gespeichert, die Speicher-Karte war nicht richtig eingelegt.
Ich wollte nochmal bei Tom vorbeigehen - als es dunkel ist um 6 Uhr mache ich das. Aber sein Restaurant ist geschlossen - er ist nicht da. Schade. Immerhin kann ich dort sitzen und sein Internet benutzen.

Dienstag, 5. November 2013

Schon wieder eine Grenze geschafft!

Ich wollte mich gestern noch in's "Nachtleben" stürzen und die angekündigten Schönheiten von Leon ausfindig machen. Aber entweder finde ich nie die von Touristen bewunderten schönen Plätze, oder ich habe eine andere Vorstellung von schön. Ich vermute Letzteres.
Zum Schlafen war es die ganze Nacht einfach zu schwül. Um 6 Uhr morgens erlöst mich eine Sirene, die aber anscheinend keiner ernst nimmt. Ein paar Häuser weiter hatte ich gestern ein Bäckereischild gesehen, da hole ich mir zum Frühstück ein Schinkencroissant, eine Kirschtasche und einen Ananassaft. Für mich ein völlig ungewohntes Frühstück! Überhaupt stelle ich fest, daß sich einige Gewohnheiten bzw. mein Tagesrythmus verändert haben. Ich fahre früher los und höre auch früher mit Fahren auf. Essen wird stiefmütterlich behandelt. Daran sind sowohl die Hitze als auch die Hotel-Übernachtungen schuld. Wegen der Hitze kann ich kaum etwas Eßbares transportieren, es würde ganz schnell verderben. Tagsüber finde ich irgendwie selten etwas Geeignetes, und so wird halt erst bei Gelegenheit am Abend in der Stadt gegessen. Weil ich nicht zelte, ist morgens natürlich auch viel schneller alles eingepackt, dafür gibt es selten ein gemütiches Frühstück - die Hotels haben kein Frühstück.

Auf der schönen geraden Straße rollen wir Richtung Süden. Wir fahren so gemütlich, ich döse vor mich hin, daß ich anscheinend eine Abzweigung verpaße. Aber diese Straße führt auch nach Managua, sogar ohne Umweg; dafür soll sie nur eine "Kategorie 3" sein. Na, wenn das stimmt, dann haben die hier ja super tolle Straßen! Auf einem breiten Asphaltband geht es noch ewig geradeaus weiter - bis...ja, bis plötzlich die Idealliniensuche wieder losgeht! Wahnsinn! Ich brauche echt die ganze Straßenbreite, um einen Steg zwischen den Löchern zu finden. Irgendwann ist auch der weg, dann haben wir eine herrlich wellige und steinige, staubige Piste. Es ist ja nichts Gefährliches, aber es dauert unendlich lange, hier voranzukommen. Und irgendwann steht dann auch das Wasser in den Löchern - eine glitschige Schmiere! Zum Glück ereilt mich das Matschschicksal nur an 2 Stellen des 20 km langen Schlechtwegestücks. Wieder auf Asphalt, hält mich doch tatsächlich ein Polizieposten an! Ausweiskontrolle und Fahrzeugpapiere - fertig.
Nach einigen Kilometern treffen wir wieder auf die Hauptstraße - und damit auf die ganzen LKW-Stinker! Sand und Schmutz wird von ihnen aufgewirbelt, irgendwann liegt Rollsplit auf der Fahrbahn und ich bin dicht hinter einem Rußverteiler. Das ist wie teern und federn - pfui! Mein Gesicht ist schwarz! Als es an einem Ortsausgang dann noch den Berg hinaufgeht, der LKW runterschaltet und praktisch stehen bleibt, wird es mir zu dumm und ich überhole trotz durchgezogener Linie mal schnell. Schon beim Überholen sehe ich das Malheur - Polizeikontrolle! Und natürlich winken sie mich raus! Erwischt! Ich bin ganz schuldbewußt; im Wortschwall des jungen Polizisten kommt auch so was wie "Ticket" vor. Kann man nichts machen. Er kontrolliert alle Papiere, versichert sich bei seinen anderen Kollegen, die nebenan sitzen; ich entschuldige mein Fehlverhalten nur mit "Nase zuhalten". Fertig! Ich darf fahren - ohne Verwarnung! Wieder mal Glück gehabt.

Wir kommen jetzt an den schmalsten Teil der Landbrücke zwischen den amerikanischen Kontinenten. Und der wird noch weiter reduziert durch den riesigen Nicaraguasee. Leider sehe ich weder vom Meer noch vom See etwas - es reichen ja schon wenige Meter, um kein Wasser mehr zu sehen. Bis zum Pazifik sind es vermutlich etwa 10 k, aber der See liegt hinter wenigen dichten Bäumen versteckt. Ganz wenige Male kann ich dennoch einen Blick drauf erhaschen. Ich liebe einfach Wasser (wenn es nicht von oben aus den Wolken kommt)!

Kurz nach Mittag erreichen wir die Grenze zu Costa Rica. Auf der nicaraguischen Seite läut es ähnlich wie bekannt - die Helfer kann ich jetzt schon ganz gut abwimmeln. Stutzig werden die Zöllner bei meiner Einfuhrgenehmigung - wo denn das Original wäre? Das liegt an der Grenze bei der Einreisestation - das hat der Zöllner dort behalten. Eigentlich hätte ich das auch wissen und gestern besser aufpassen können. Ich werde von den Zöllnern in der Hierarchie nach oben durchgereicht, jeder macht einen Vermerk auf meine Kopie. Ohne Original muß ich 100 $ Zoll zahlen! Das ist ganz schön happig. Die Chefzöllnerin ist aber auch nicht dumm. Sie schreibt eine E-Mail an meine Einreisestation. Wir warten. Irgendwann kommt doch noch eine Antwort - ja, das Original liegt dort. Die Chefzöllnerin vermerkt das auf meiner Kopie. Jetzt noch abstempeln lassen von der Dame, die schaut, ob die Lisl auch tatsächlich das Ding ist, das in den Papieren beschrieben ist. Ich bekomme noch eine Marke, dann darf ich weiterfahren. Die Marke muß ich hundert Meter weiter am Kontrollposten abgeben, dann bin ich aus Nicaragua draußen.

Die Einreise nach Costa Rica ist anders. Kaum Helfer oder Geldwechsler. Aber eine Menge ordentlicher Hütten, über denen steht, was es da gibt (z.B. Kopien). Man muß hier alles selber machen und finden, man wird nicht geschickt! Im Viertelstundentakt spucken Busse Menschenmassen aus, die alle kreuz- und querlaufen. An jedem Schalter muß man erklären, in welche Richtung man unterwegs ist. Und hinter der Paßkontrolle gibt es ein Röntgengerät wie am Flughafen. Mein Tankrucksack, den ich zufällig dabei habe wird natürlich auch geröngt. Die anderen Gepäckstücke interessieren niemanden! Einen gefühlten ganzen Tag später - es sind aber wieder nur 2 Stunden - habe ich es geschafft. Alle Papiere (hoffentlich) in Ordnung, alle Stempel erhalten und alle Tickets abgegeben! Irgendwie war es diesmal ziemlich anstrengend...

Es ist kurz nach 3 Uhr nachmittags und ich bin geschafft - Zeit an die Übernachtung zu denken. Ich liebäugle schon den ganzen Tag mit campen, aber der Boden ist überall naß. Wir sind ja in den Tropen! Ich bin unentschlossen; da ist es dann ganz besonders schwierig, einen Schlafplatz zu finden. Also gut, hbe mich an Hotel gewöhnt - und ist ja auch viel einfacher mit der aus- und einpackerei. Die erste größere Ortschaft ist La Cruz. Sehr viele Fernfahrer kommen hier vorbei. Da gibt es doch sicher ein Hotel? Gleich 100 m von der Fernstraße weg in Richtung Stadtmitte strahlt ein hübsches Hotel - sieht sehr adrett aus. Für umgerechnet ca. 30 $ ist es mir aber eigentlich ein wenig zu teuer. Die freundliche Senora nennt mir ein günstigeres Hotel am anderen Ende der Stadt. Ach was, heute gönn ich mir einfach mal was! Das Hotel sieht wirklich einladend aus! Ist es auch. Alles ist sauber und riecht frisch, das Licht ist hell, die Dusche liefert richtig viel Wasse, es gibt außer Seife auch noch Shampoo und es ist schön ruhig. Die nette Senora wäscht mir sogar meine Sachen (umsonst) - was ich auf dieser Reise noch nie getan habe. Ich habe immer "Waschbeckenwäsche" für das Nötigste gemacht und in Kanada und LA haben meine Gastgeber etwas gewaschen. Mein weißes Beverly-Hills-T-Shirt riecht wieder herrlich, der Ruß vom Chepe (Zug) ist allerdings leider nicht ganz rausgegangen.
Gleich neben dem Hotel ist ein Restaurant, in dem die Fernfahrer verkehren und noch 2 Häuser weiter gibt es den Geldautomaten. Für ca. 7 € lasse ich mir einen Zwiebelrostbraten mit Pommes und Salat und 2 Fruchtsäften schmecken.

Montag, 4. November 2013

Ein Sonntag in Nicaragua

Bin heute nach einer angenehmen Nacht schon früh aufgestanden und konnte in "der Stadt" noch ein paar Kopien machen. Als ich meine E-Mails ch lustige ältere ecken wollte, ging das Internet mal wieder nicht. Niemand konnte etwas unternehmen, bis die Chefin da war. Das scheint die lustige ältere Dame zu sein, bei der ich gestern eingecheckt habe. Sie konnte meinen Personalausweis nicht lesen, da habe ich ihr spaßeshalber meine Brille geliehen. Die war viel zu groß und vermutlich hat sie nichts damit gesehen, aber ihre Angestellten haben gekichert und sie selbst hat sehr gelacht und die Brille hartnäckig aufbehalten. Wir hatte unseren Spaß. Und sie stellt jetzt die Verbindung her.
Meiner Lisl hat die Nachbehandlung gestern nicht viel gebracht, sie hat immer noch Anlaufschwierigkeiten und hustet ab und zu. Aber der Drehzahlmesser zeigt stabile und halbwegs glaubhafte Zahlen an.

Bereits um halb neun bin ich unterwegs, 15 km bis zur Grenze und um 10 bin ich schon durch! Es ist Sonntag morgen, es ist nicht viel los. Auch die Helfer und Geldwechsler sind nicht so schrecklich viel, ich kann sie abwimmeln. Auf der nicaraguanischen Seite wechsle ich dann zu einem absolut korrekten Kurs (24,5 Cordoba für 1 Dollar; laut Währungsrechner sind es 25).
Weil heut Sonntag ist bekommt jeder Beamte, der meine Papiere bearbeitet, einen Lutscher geschenkt. Dadurch wird nichts schneller, korrekter, freundlicher oder billiger - es hat alles seine Richtigkeit wie immer. Aber allen ist die freudige Überraschung ins Gesicht geschrieben! Ihr Lächeln macht mich glücklich!
Ein paar Dollar hier oder da an Gebühren fallen an. Als ich fertig bin, will mir noch jemand eine Versicherung verkaufen. Danach habe ich seit Mexico nicht mehr gefragt - ich habe es geflissentlich übersehen. Hier scheint es Pflicht zu sein. Bei 12 Dollar für 30 Tage frage ich nicht lange und schließe die Versicherung ab.

Nicaragua begrüßt mich mit ordentlichen Straßen und ebensolchem (sonnig, bewölkt) Wetter. Bis auf ein paar Busse ist wenig Verkehr. Es fährt sich schön entspannt - das genießen die Lisl und ich indem wir ganz gemütlich zuckeln. Wir wollen keinen Streß. Ab und zu sprudelt der Sprit aus dem Vergaser - nicht gut. Ich kann nur kurz anhalten, den Vergaser öffnen und am Schwimmer wackeln. Das muß halten - bis zum nächsten Mal. In Esteli tanke ich - mit Kreditkarte (sebstverständlich). Schwarze Wolken brauen sich über den Bergen im Osten zusammen. Im Westen scheint die Sonne. Ich hoffe, daß die Straße um die Bergkette vor dem Unwetter entlang führt. Teilweise erfüllt sie mir diesen Wunsch, wir fahren immer an der Grenze zwischen Sonne und Regen entlang - und so werden wir minutenweise abwechselnd geduscht und wieder getrocknet. Die Panamerikana führt weiterhin an dieser Wolkengrenze entlang - ich könnte auch Richtung Westen und Pazifik nach Leon abbiegen. Leon soll eine schöne Stadt sein, hat man mir gesagt. Ist eine Kategorie-2-Straße und kaum ein Umweg. Entschieden!

Es scheint, als ob die Menschen heute ihren Sonntag genießen. Auf einer Wiese spielen große Jungs Baseball, so richtig mit Kluft. Und das Dorf schaut zu. Einige Jungs fahren ihre Mädels auf dem Rad oder Moped zum Picknick. An den Bushaltestellen warten die Menschen, um irgendwohin zu fahren. Die Straßenränder sind breit und mit feinem Gras bewachsen. Das genießen alle möglichen Tiere. Außer natürlich Kühen, sind auch glückliche Schweine in allen Farben und Ziegen zum Weiden angebunden. Viele Männer sind auf Pferden unterwegs, egal ob zum Vergnügen oder um ihre Tiere zu hüten. Einmal entdecke ich auch so etwas wie einen "Pferdebahnhof" - hier stehen bestimmt 20 gesattelte Pferde rum.
Irgendwo treibt ein Bauer seine Rinderherde über die Straße. Darauf habe ich schon lange gewartet, ich möchte Kühe und Reiter fotografieren. Als der Bauer an mir vorbeikommt, hält er an und fragt, ob ich ihn fotografiert hätte? Ja. Er möchte das Bild sehen, er freut sich. 3 Worte werden gewechselt und dann gibt er mir die Hand und wünscht mir eine gute Fahrt! Das war eine nette Begegnung!

Nach Leon fahr ich mal rein - aus Neugierde. Ich entdecke nichts Besonderes. Mache "Mittagspause" und schreibe ein wenig ... da ist es schon 16 Uhr! Ups. Also beschließe ich, den Tag hier zu beenden. Die Suche nach einem preiswerten Hotel ist nicht einfach, aber wie immer wird mir freundlich geholfen. Ich finde was für 16 $ (meist rechnen die hier in $ aber man kann auch in Landeswährung bezahlen), sie haben WiFi und ein Bett. Ist ok, ich gewöhne mich so langsam an die Zustände. Die Lisl darf an der Rezeption stehen!
Der Schlüsselahänger der freien salvadorianischen Motorradfahrer, der dazu dienen soll, den Schlüssel nicht zu verlieren, ist verloren. Der Schlüssel ist noch da...
Als ich meine Lisl an ihrem Parkplatz abholen will, spricht mich ein junger Mann (Nadav) auf englisch an - sein Traum ist es, die Panamericana zu fahren. Er ist Israeli, arbeitet hier, wohnt in Panama Stadt und lädt mich zu sich ein, wenn ich dort bin.
Wasser alleine genügt nicht, um das Gesicht zu reinigen, da wird das Handtuch immer noch schwarz!


http://www.gpsies.com/map.do?fileId=odfdxtvgaifqttzh

Sonntag, 3. November 2013

El Salvador und Honduras

Ich habe die Nacht sogar etwas geschlafen, bin nicht überfallen worden, hbe keine Kakerlaken bemerkt und an der Lisl ist scheinbar auch noch alles dran. Vom schlafen hat mich aber nicht nur die Schwüle oder der laute Ventilator abgehalten, sondern auch mal wieder Gedanken an die (berufliche) Zukunft. Ich habe das Gefühl, als ob die Denkarbeit mein Gehirn auffrißt und ständig hungrig macht. Die Nahrung kommt aber dann nicht im Hirn, sondern an den Hüften an - sehr ungesund!

Ich bin früh auf, es ist noch nicht so viel Verkehr. Als erstes wird getankt - ja, Kreditkarten nehmen sie. Aber oh Schreck - die sind weg!!! Bar zahlen und ärgern. Nachdenken. Suchen. Puh, habe sie nur am Geldautomaten in den falschen Geldbeutel gesteckt! SChlamper! Dann war gleich gegenüber ein Burger King. Der macht soeben auf - Klasse. So gibt's zum Frühstück einen leckeren warmen Kakao für mich und einen Blog für Euch. Auf in den Kampf!

Einmal fährt ein Auto lange hinter mir her, um dann neben mir aufzuholen - ich werde während der Fahrt mit dem Handy fotografiert - Daumen nach oben! Dann eine ähnliche Situation mit einem Harleyfahrer. Wir winken uns zu und fahren eine Zeit lang nebeneinander her. Dann muß ich anhalten, weil ich am IMO noch den Tankstop eingeben muß. Der Harleyfahrer hält 20 m weiter - der will bestimmt was von mir. Stimmt. Wir reden ein wenig - er ist im Club der unabhängigen Motorradfahrer El Salvadors. Ich bekomme einen Sticker und einen Schlüsselanhänger geschenkt - bin ich jetzt Freundin salvadorianischer Motorradfahrer? Aber das Beste ist, er erklärt mir den Weg hier raus - ne, noch besser - er fährt voraus bis ich auf der richtigen Autobahn bin! 2 von den Ausfahrten hätte ich nie gefunden oder verpaßt. Danke!

Es ist weiterhin Streß, hier zu fahren. Steigungen kündigen sich schon lange vorher dadurch an, daß eine dunkelgraue Rußwolke in der Luft hängt. Und natürlich gibt es dort Elefantenrennen über alle vorhandenen Spuren mit einer Geschwindigkeit von etwa 30 km/h! Sind wir dann endlich mal vorbei, dann hängen wir keine 100 m später hinter dem nächsten Hinernis. Und das geht den ganzen Tag so - unabhängig von der Straßenart. Ich versuche einfach, alles mir Unangenehme auszublenden. So werden LKWs einfach "weggedacht" und schon bin ich dran vorbei. Fußgänger oder Hunde ignorieren wir - und es passiert nichts. Nur den Ruß kann ich leider nicht wegzaubern...

Das nächste Land ist Honduras, gegen 11 Uhr bin ich an der Grenze. Natürlich auch hier die ganzen "Helfer". Ob das weghören auch hier funktioniert? Ich habe Blickkontakt mit ein paar Grenzbeanmten in ihrem Häuschen, während rings um mich die Leute schnattern. Ich halte mir die Ohren zu, um zu zeigen, daß ich die Helfer mißachte - die Zollbeamten grinsen verständnisvoll. Angeblich sind jede Menge Kopien nötig - aber ich habe ja zum Glück vorgesorgt. Trotzdem müssen einige Dokumente, die frisch gestempelt oder neu ausgestellt sind, 2-4 mal kopiert werden. Die Beamten erklären mir alles, die Helfer wissen alles besser. 25 Ct soll ich für die Kopien bezahlen ruft mir ein Junge, der vor mir am Tresen steht, zu. Ich reagiere nicht, warte bis ich dran bin und zahle dem Kopierer 10 Ct. Und so geht's weiter. Ein Typ ist besonders anhänglich, er spricht passabel englisch und behauptet, mich gestern schon gesehen zu haben - glaub ich nicht. Er weicht nicht von meiner Seite und erzählt mir immer genau das Gleiche wie die Beamten. Ein Geldwechsler taucht im Copyshop auf. Nein, honduranisches Geld will ich nicht. Nicaraguanisches? Auch nicht, weil er meinen Kurs nicht akzeptiert.
Zur honduranischen Seite sind es ca. 4 km - ich überhole einige LKWs und Rikschas. Und da sitzt der anhängliche Helfer in einer dieser Rikschas! Empfängt mich wieder an der honduranischen Grenze. Weicht nicht von mir... Als schließlich nach wieder etwa 2 Stunden alles erledigt ist (die Lisl kostet 35 $ Steuern, ansonsten keine Gebühren), fragt er, was er jetzt von mir bekäme. Ich reagiere nicht. 2 $ will er haben. Kriegt er nicht, ich habe ihn nicht um seine Hilfe gebeten. Enttäuscht und ärgerlich trollt er sich, nicht ohne vorher auf den lieben Gott zu verweisen, "der alles sieht!". Stimmt. Aber der sieht auch, daß ich nichts von dem Typ wollte...

Etwas später kommt nochmal ein Kontrollposten, die wollen die temporäre Einfuhrbescheinigung für die Lisl sehen. Und eine Kopie - die ich natürlich nicht habe. Das hat keiner gesagt, auch nicht der Helfer. Der Polizist ist gnädig und läßt mich auch ohne Kopie weiterfahren.
Heute morgen hatte ich gehofft, Honduras ohne Übernachtung zu durchqueren - aber das war wohl etwas gewagt. Die Grenzen nehmen doch ziemlich viel Zeit in Anspruch. Und von San Salvador bis zur Grenze war es doch noch ziemlich lange -  nach gut 80 km war ich sogar plötzlich in Berlin!! Ehrlich! Ich schätze mal, daß ich gegen 15 -16 Uhr an der Grenze zu Nicaragua ankäme. Eventuell schließen die sogar um 4 oder 5. Auf jeden Fall wäre ich dann bei einbrechender Dunkelheit in einem neuen Land, in dem ich mich erst noch orientieren müßte. Also beschließe ich, noch auf dieser Seite ein Hotel zu suchen. San Marcos ist die letzte Stadt vor der Grenze, dort will ich hin.
Aus der Tiefebene führt die Straße in passablem Zustand mit ein paar hübschen Kürvchen jetz in die Berge. Die Temperaturen sinken angenehm, die Luft ist klar, wenig Verkehr und vermutlich hat es bis vor Kurzem geregnet. Die Kühe hier amüsieren mich, sie haben einfach riesige Ohren, fast wie Elefantenohren.
Ab und zu erhasche ich einen Blick auf Naturschönheiten - ein See, ein reißender Fluß, ein paar Vögel, giftgrüne Berge. Wirklich genießen kann ich das leider nicht, abgesehen vom Verkehr gibt es eingentlich keine Möglichkeit, irgendwo mal anzuhalten (oder gar zu zelten) und die Natur auf mich wirken zu lassen. Das war in Nordamerika so viel einfacher!

Die Zeit läuft. Es ist schon kurz nach 3 Uhr - Polizeikontrolle. Die erste, die wirklich was kontrollieren will! Die Zollbestätigung für's Moped. Und meinen Führerschein. Kein Problem. Frage nach Hotel und San Marcos? Das wäre noch 40 km weg - Mist, das dauert mir fast zu lang. Aber mir bleibt nichts anderes übrig. Eine positive Überraschung - es sind nicht 40 sonder 14 km! Und nach 2 mal fragen finde ich sogar ein Hotel, kann in Dollar bezahlen, sie haben angeblich WiFi, die Lisl darf in den abgeschlossenen Hinterhof. Im Bad gibt es angeblich warmes Wasser. Paßt.

Jetzt ist aber die Lisl dran. Ich sprühe nochmal an allen Zündkabeln, eines sitzt ein wenig locker in der Zündspule, aber ich bekomme es nicht fester. Dann kommen noch alle Kabel unterm Lichtmaschinendeckel dran. Mehr kann ich nicht tun. Kann sein, daß Lisl Husten auch Dampflasen im Benzin sind - da weiß ich keinen Ausweg. Und nochmal an der Drehzahlmesserschraube justiert - das Ergebnis werde ich morgen sehen. Pünklich zur Dunkelheit stecke ich die letzten Teile zusammen und lasse die Lisl schlafen.
Wäsche waschen, dann bin ich dran. Aus der Dusche kommt erträglich kaltes Wasser - aber richtig viel. Da wird sogar der schwarze Rand am Hals wieder hell! Ein Stock tiefer ist das Restaurant - das Internet funktioniert nur dort - sgen sie. Aber auch dort funktioniert es nur minutenweise, dann bricht es wieder zusammen. Es nervt. Der Fernseher dröhnt nebenher. Und die Huperei auf der Straße unter mir malträtieren mein Trommelfell.

http://www.gpsies.com/map.do?fileId=jetlecmqvtmhmtox